Sport ist nicht immer gesund: Laut VGB Sportreport verletzen sich allein im Bereich Profifußball fast 80 Prozent der eingesetzten Spieler pro Saison mindestens einmal. Um eine schnelle Rehabilitation zu ermöglichen, setzen Sportphysiotherapeuten modernste Messtechnik für eine evidenzbasierte Therapie ein. Zudem können Leistungstests mit Kraftmessplatten Verletzungen vorbeugen, indem Defizite frühzeitig erkannt werden.
Verletzungen im Profisport bringen immer einen Einschnitt in der Karriere des Sportlers mit sich. Doch wer nach einer Verletzung überstürzt wieder ins Training einsteigt, geht das Risiko einer erneuten und möglicherweise schlimmeren Verletzung ein. Damit das nicht passiert, gibt es speziell ausgebildete Sportphysiotherapeuten, wie Markus Vatter, Inhaber des Physiotherapiezentrums Physioathletics. Er betreut neben den Schweizer Kunstturnern des regionalen Leistungszentrums Ostschweiz, auch Sportler aus Kadern anderer Disziplinen, wie beispielsweise dem Kampf- oder Ballsport.
Genaueste Messungen für Prävention und Heilung
Die Profis sind nicht nur nach einer Verletzung bei ihm in Behandlung. Auch zur Prävention und zur Optimierung des Trainings kommen Athleten in die Praxis. Die Ansprüche sind hoch: „Im Sport gehen wir mehr und mehr zur sogenannten evidenzbasierten Therapie über,“ erklärt Markus Vatter. „Das bedeutet, dass wir uns nicht nur auf unsere Erfahrung und unser Wissen berufen, sondern tatsächliche Messwerte zu Rate ziehen, um die Therapie noch stärker auf die Bedürfnisse des Patienten hin zu optimieren. Wir können dann an validen Zahlen sehen, ob die Behandlung die gewünschte Wirkung erzielt. Im Profisport geht es oft um winzige Details, die den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage oder Leistungssteigerung und Überlastung ausmachen.“
Hightech für Profisportler
Messbar werden diese Details mittels Kraftmessplatten des Messtechnikexperten Kistler. Das Schweizer Unternehmen stellt spezielle Sensoren her, in denen ein Quarzkristall bei Krafteinwirkung eine kleine, aber genau messbare elektrische Ladung abgibt. Übt ein Sportler beispielsweise durch einbeinige Sprünge Druck auf die Kraftmessplatte aus, lassen sich selbst sehr geringe Defizite zwischen dem linken und dem rechten Bein erkennen. So kann Markus Vatter zum Beispiel sehen, ob ein Sportler sein Bein nach einer Verletzung noch immer schont oder ob die Muskulatur der Beine unterschiedlich stark ausgeprägt ist. „Gewisse Defizite sind normal – jeder von uns hat eine starke und eine etwas schwächere Seite. Wenn der Unterschied jedoch mehr als 10 Prozent beträgt, kann das auf eine nicht ausgeheilte Verletzung oder andere Probleme hinweisen. Mit speziellen Übungen können wir dann dagegenwirken,“ erklärt der Experte.
Für den Ernstfall vorsorgen
Auch gesunde Sportler dürfen bei Vatter auf die Kraftmessplatte. Hier geht es um zwei Dinge. Zum einen lassen sich Hinweise auf weitere Optimierungspotenziale entdecken, zum anderen bilden die Daten eine individuelle Leistungsreferenz des gesunden Sportlers. Sollte es zu einem Unfall kommen, stehen damit in der Rehabilitationstherapie valide Vergleichsdaten zur Verfügung. Das ermöglicht eine genaue Einschätzung, wann der Sportler wieder auf dem Trainingslevel von vor dem Unfall ist.
Physiotherapie und Training mittels hochentwickelter Messtechnik exakt auf den Patienten oder den Sportler auszurichten, findet immer mehr Anklang. Sportvereine und Hobbysportler legen zunehmend Wert auf eine evidenzbasierte Therapie, um Training und Rekonvaleszenz zu optimieren. Auch abseits vom Sport könnte die Messtechnik bald zum Einsatz kommen – etwa um das Sturzrisiko von älteren Menschen nach einer Verletzung zu minimieren oder um Heilungsverläufe von Rückenpatienten zu verfolgen. „Egal ob Profi oder nicht, die eigenen Trainingserfolge und Heilungsfortschritte in Zahlen und Schaubildern vor sich zu sehen, gibt jedem Patienten Sicherheit und den Sportlern ein gutes Gefühl vor dem nächsten Spiel oder Wettkampf,“ resümiert Markus Vatter.