Die Dekarbonisierung der Luftfahrt ist eine große technische Herausforderung, insbesondere bei Großflugzeugen und auf der Langstrecke. Pro Tag starten weltweit im Schnitt über 100.000 kommerzielle Flüge – der Luftverkehr ist damit verantwortlich für 2,5 Prozent der globalen, durch Menschen verursachten CO2-Emissionen. Zwar gibt es neben nachhaltigem Kerosin (SAF, sustainable aviation fuel) und potentiellen Alternativtreibstoffen für Turbinen wie Wasserstoff oder Flüssigmethan auch Ansätze für elektrische Antriebe – gespeist durch Batterien oder Wasserstoff-Brennstoffzellen –, es wird jedoch mit zunehmender Flugdauer und Passagierkapazität immer schwieriger, die hohe Energiedichte von Kerosin und Flugbenzin adäquat zu ersetzen.
Dass es bei Kleinflugzeugen und auf der Kurzstrecke bereits möglich ist, zeigt das Schweizer Team Cellsius eindrucksvoll: Der 2022 gegründete Verein widmet sich der nachhaltigen Aviatik und bietet Studierenden im Abschlussjahr des Bachelorstudiums die Möglichkeit, ihr Wissen und Können am realen Flugzeug zu erproben und auszubauen. Im ersten Projekt „e-Sling“, das von 2020 bis 2022 lief, wurde ein sogenannter Tiefdecker mit einem Elektroantrieb ausgestattet – Cellsius gelang es damit, das weltweit erste von Studierenden gebaute und zugelassene viersitzige Elektroflugzeug zu bauen! Für die Auslegung des Motors und die Entwicklung der Leistungselektronik wurde frühzeitig ein Drehmomentsensor von Kistler beschafft. Er ist integraler Teil des Prüfstands am ETH-Standort Dübendorf, wo sich die Hangars, Start- und Landebahnen befinden – der Flugplatz ist jetzt Teil des Swiss Innovation Park Zurich und wird nach und nach weiter ausgebaut, um Platz für Labors, Werkstätten, Büros und Unterrichtsräume zu schaffen.